Newsletter 5/2019
Solarenergie in Berlin
Liebe Leserinnen und Leser,
Berlin hat mehr als genug Sonne – und das nicht nur dieser Tage für einen ausgiebigen Besuch an einem der zahlreichen Badeseen der Hauptstadt. Auch im Jahresmittel fällt genug Sonnenschein auf die Dächer unserer Stadt, um Berlin mit kostengünstiger Energie zu versorgen. Denn nahezu 16 Prozent der gesamten Landesfläche sind Dachfläche – und die ist dank eigener Dachgattung sogar überdurchschnittlich flach. Um dieses enorme, aber bislang dennoch oft verschenkte Potenzial zukünftig viel intensiver zu nutzen, erarbeitet Berlin aktuell den Masterplan Solarcity. Damit soll Berlin (wieder*) zur Solarhauptstadt werden: 25 Prozent des Strombedarfs sollen bis 2030 von den eigenen Dächern herunter gedeckt werden, nach heutigen Verbrauchswerten also ca. 4 Gigawatt.
Zwar ist dieses Ziel ambitioniert – wir starten gerade mit ca. 0,8 Prozent Anteil –, aber die Möglichkeiten sind realistisch vorhanden, wie die HTW Berlin im letzten Jahr durch eine Potenzialstudie aufgezeigt hat. Eine Stromproduktion von bis zu 10 Gigawatt sei rechnerisch möglich, die Hälfte davon entfallen auf Wohngebäude. Das entspricht in etwa der gemeinsamen Bruttoleistung der sieben noch in Betrieb befindlichen deutschen Kernkraftwerke. Allerdings müssen hierzu die bisherigen Ausbauraten (2018) um den Faktor 10 erhöht werden – und hierfür benötigt das Land dringend die Mithilfe der gesamten Stadtgesellschaft.
Glücklicherweise passiert mittlerweile schon recht viel in diesem Bereich, insbesondere die großen Wohnungsbaugesellschaften sowie die in Berlin tätigen Energiedienstleister stellen sich ihrer Verantwortung und bringen ihr Portfolio sukzessive in die Zukunft. Und auch im Neubau werden zunehmend die großen Vorteile von Solarenergie erkannt und genutzt. Einige Beispiele wollen wir Ihnen in diesem Newsletter aufzeigen.
Wir wünschen eine interessante Lektüre
Robert Volkhausen, Michael Scheuermann
Projekt des Monats: CO2-neutrales Solar-Hybrid-Fahrgastschiff
Es befindet sich zwar kein Gebäude unter dieser Solaranlage, aber der Vorbildcharakter ist dennoch enorm. Seit letztem Jahr können Unternehmen und Privatleute ein Fahrgastschiff für Veranstaltungen und Feiern, das energieautark fährt und die notwendige Energie über eine große PV-Anlage deckt, die gleichzeitig auch als schattiges Dach fungiert. Mit der „Orca ten Broke“ hat Felix Eisenhardt den Beweis erbracht, dass eine emissionsarme Flussschifffahrt in Berlin möglich ist – und das ist dringend notwendig, wie die Debatten gerade auch um die Klimaschädlichkeit von Schiffstreibstoffen beweisen.
Das Schiff bietet die gleiche Ausstattung wie ein herkömmlicher Seminarraum, kann aber, einen Liegeplatz in der Nähe vorausgesetzt, fast überall in Berlin zur Verfügung stehen und zudem noch „raus“ fahren zu den Berliner Seen. Der elektrische Antrieb des Schiffes sorgt dabei für einen besonderen Fahrkomfort. Das „Seminarschiff“ ist ein wichtiger Berliner Leuchtturm der Solarwende. Denn es zeigt, dass neben dem Gebäude- auch der Verkehrssektor eine wichtige Säule in der Transformation hin zu einem klimaneutralen Berlin ist.
Solarforschung: Studien und Ressourcen
- Fraunhofer ISE: Aktuelle Fakten zur PV in Deutschland 2019
- PI Berlin: Whitepaper zur Qualität von 120 PV-Modulen (Englisch)
- PwC: Analyse zum Ende der PV-Förderung für Altanlagen
- HTW Berlin: Stromspeicher-Inspektion 2019
- Solarstrom-Forschungsprojekte des Bundes
- Forschungszweige und –projekte zu Solarenergie am Helmholtz-Zentrum
- Forschungsprojekte des Fachbereichs „Regenerative Energiesysteme“ der HTW Berlin
Veranstaltungen zum Schwerpunkt
Physik zum Frühstück
Helmholtz Zentrum Berlin (HZB)
Seit 2002 gibt es bei BESSY "Physik zum Frühstück", eine leichtverdauliche Physikvorlesung für Jedermann und Jederfrau. Um Licht dreht sich bei BESSY fast alles: der Elektronenspeicherring ist eine der hellsten Lichtquellen der Welt. BESSY-Licht ist so einzigartig, dass es für Wissenschaftler aus aller Welt extrem attraktiv ist. ...
17.07.2019
Programm und Anmeldung
Workshop: Frei programmierbare Regelung für die Gebäudetechnik
SolarZentrum Berlin
Viele Solarthermieanlagen werden nicht effizient betrieben. Im Workshop werden anhand eines Beispielsystems die Möglichkeiten einer frei programmierbaren Regelung vorgestellt, da die Effizienz zu großen Teilen von der Einstellung der Regelung abhängen. ...
10.08.2019
Programm und Anmeldung
PV konkret – SolarZentrum Berlin
SolarZentrum Berlin, Aktionskreis Energie e.V. und LFe
Das SolarZentrum Berlin stellt sein Angebotsspektrum vor: Unter anderem mit Guerilla-PV und dezentraler Stromversorgung, Potenzialen für Synergien zwischen neuen Systemen von gebäudeintegrierten PV-Modulen und der effektiven Kopplung von verschiedenene Sektoren mit Solar-Technologien. ...
20.08.2019
Programm und Anmeldung
PV und Speicher zur Eigenstromnutzung
Aktionskreis Energie e.V.
Strom vom eigenen oder gemieteten Dach ist bei hohem Eigenverbrauch während der Sonnenstunden heute schon günstiger als vom Stromanbieter. Der Workshop beinhaltet die wesentlichen Komponenten, um wirtschaftliche Projekte auf den Weg zu bringen. Themen sind unter anderem: Marktübersicht, Technologien, Regularien sowie Planung und Monitoring. ...
06.09.2019
Programm und Anmeldung
Photovoltaik auf kommunalen Dächern
Deutsches Institut für Urbanistik (difu)
Photovoltaikanlagen auf eigenen Gebäuden sind für Kommunen gewinnbringende Investitionen. Was ist bei der Planung, Beauftragung und im Betrieb zu beachten? Im Seminar werden die für Kommunen relevantesten Aspekte der PV-Nutzung, wie Beauftragung, Betrieb und Nutzung für den Eigenverbrauch, beleuchtet. ...
17.09.2019
Programm und Anmeldung
Themenverwandte Projekte
* Berlin: die alte Solarhauptstadt
Berlin hatte diesen (inoffiziellen) Titel schon einmal inne: bereits 1978 gründete eine Gruppe aus TU-nahen Atomenergie-Kritikern in einem Moabiter Wohnzimmer das Ingenieurkollektiv Wuseltronik, um die Erneuerbaren Energien zu fördern. Aus dieser Keimzelle gingen später unter anderem die Unternehmen Solon und Q-Cells hervor, die mit dem beginnenden ersten Solarboom Anfang der 2000er Jahre zu Weltmarktführern in der Photovoltaik wurden und einen nennenswerten Anteil daran hatten, der eigentlich gar nicht so jungen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen.
Durch Abwanderung der Produktionskapazitäten vor allem nach China ist dieses erfolgreiche Kapitel zwar vorerst beendet, das Erbe der Solarpioniere aus Berlin allerdings wirkt weiterhin fort. Neben vielen solarbezogenen Forschungseinrichtungen und Fachgebieten an den Universitäten der Hauptstadt nicht zuletzt auch mit der anerkannten Reiner Lemoine-Stiftung nebst Forschungsinstitut, die vor allem im Themenfeld der Solarenergie fleißig Stipendien für zukunftsweisende Forschungen vergibt, um das Lebenswerk des gleichnamigen Berliner Solarpioniers und Wuseltronik-Gründers und die bereits 1978 angestoßene Solarwende fortzuführen – hin zu einem klimaneutralen Berlin.