Newsletter 4/2019
Öffentliche Beleuchtung und LED
Liebe Leserinnen und Leser,
Innovationen haben es nicht immer leicht. Vor ziemlich genau 200 Jahren war in der Kölnischen Zeitung zu lesen, dass öffentliche Beleuchtung „verwerflich“ sei: Sie mache die Leute krank, sei zu teuer, sorge für Lichtverschmutzung – und außerdem mache sie die Pferde scheu!
Die grundsätzliche Ablehnung ist inzwischen gewichen: Straßenbeleuchtungen sind Alltag geworden und dunkle Ecken sind nicht sonderlich beliebt auf dem nächtlichen Spaziergang. Der Energieverbrauch ist allerdings immer noch Thema, daher sollen LED-Beleuchtungen als sparsame Alternative dieses Problem angehen – aber auch bei dieser Innovation gab es in Berlin in jüngster Zeit immer wieder Diskussionen.
Deshalb wollen wir im aktuellen Newsletter öffentliche Beleuchtung in Berlin thematisieren und mit einem Forschungsprojekt in die Zukunft der Straßenleuchten schauen. Projekt des Monats ist der LED-Laufsteg am Technikmuseum. Dort heißt es „Licht aus, Spot an!“ für Verkehrssicherheit und Energieeffizienz. Mit dem Markierungslicht-Konzept wollen Forscher*innen der TU Berlin die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer*innen an Unfallschwerpunkten gezielter auf gefährdete Objekte gelenkt werden und zusätzlich noch den Energieverbrauch senken.
Wir wünschen eine einsichtsreiche Lektüre
Michael Scheuermann, Robert Volkhausen
Projekt des Monats: LED-Laufsteg
LED-Technologie erleben heißt es auf dem LED-Laufsteg. In der Ladestraße am Technikmuseum wurden 1.500 Meter an innerstädtischen Straßen, Zufahrten, Gehwegen und Plätzen mit modernster LED-Technologie ausgestattet. So lässt sich energieeffiziente Beleuchtungstechnik im Livebetrieb anschauen, anfassen und diskutieren.
Markierungslicht für mehr Sicherheit und Energieeffizienz
Kreuzungsbereiche sind in der Nacht häufig Unfallschwerpunkte im städtischen Straßenverkehr. Vor allem bei Abbiegevorgängen sind hier Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen besonders gefährdet. Forscher*innen vom Fachgebiet Lichttechnik an der TU Berlin wollen durch ein ortsfestes Markierungslicht die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer*innen in solchen Situationen entscheidend verbessern.
Dazu wurde das Konzept eines ortsfesten Markierungslichts entwickelt, das in seiner Umgebung gefährdete Verkehrsteilnehmer*innen und Objekte erkennt und mit Hilfe eines Lichtspots markiert. Im Kern geht es darum, die Aufmerksamkeit mit gezielter Beleuchtung möglichst energieeffizient auf Objekte und Personen zu lenken. So können Beleuchtungsniveaus in bestimmten Verkehrsflächen reduziert werden, ohne dass die Verkehrssicherheit gemindert wird. Bei niedrigen Beleuchtungsniveaus lässt sich umgekehrt die Sicherheit so um ein Vielfaches erhöhen.
Analyse Berliner Unfallschwerpunkte
Zunächst wurde untersucht, ob und wo ein Zusammenhang zwischen Berliner Unfallschwerpunkten und ihrer Beleuchtungssituation besteht. Parallel wurde ein modifiziertes Lastenrad entwickelt, um die reale Beleuchtungssituation einfach und schnell vor Ort erfassen zu können. Ziel der Analyse war die Entwicklung von Kriterien, die als Grundlage für den Einsatz des Markierungslichts dienen sollen. Zudem können dadurch Unfallschwerpunkte identifiziert werden, die für den Einsatz des Markierungslichtes ein hohes Energiesparpotenzial aufweisen.
Prototyp auf dem LED-Laufsteg
Für die Umsetzung mussten zunächst eine geeignete Sensorik, Steuerung sowie Beleuchtungseinheit ausgewählt und miteinander verknüpft werden. Hierbei verarbeitet ein Rechner Thermalbilder von Objekten und berechnet deren genaue Position. Die Koordinaten werden an ein Moving-Head gesendet, der dann die Objekte anleuchtet.
Der erste Prototyp für ein Markierungslicht wurde inzwischen erfolgreich auf der Forschungs- und Demonstrationsstrecke des Fachgebietes getestet. Für einen breiteren Einsatz soll das Markierungslicht künftig mit Hilfe einer Matrix-LED-Leuchte realisiert werden. Im nächsten Schritt werden zusammen mit der Berliner Senatsverwaltung mögliche Kreuzungen und Verkehrssituationen für den realen Testbetrieb ausgewählt. Zur Validierung der Aufmerksamkeitserhöhung und späteren Umsetzung sind Probandenversuche und Akzeptanzuntersuchungen geplant.
Abbildungen: Markierungslicht auf dem LEDLaufsteg (oben), Nächtliche Verkehrssituationen mit und ohne Markierungslicht (unten).
© Fachgebiet Lichttechnik der TU Berlin
Förderung und Leitfäden für Öffentlich Beleuchtung
- NKI: Klimaschutz in neuem Licht – Innovation für Kommunen und Wirtschaft (2016)
- Kommunalrichtlinie – Förderung mit der NKI (2019)
- Leitfaden zur nachhaltigen Beschaffung von LED-Straßenbeleuchtung für Kommunen (2018)
- dena-Broschüre: Energieeffiziente Straßenbeleuchtung (2016)
Studien und Konzepte
- Lichtkonzept Berlin der SenStadt (2011/2015)
- Karten aus dem Lichtkonzept der Stadt Berlin (2011/2015)
- FIS Broker mit Standorten aller Straßenleuchten in Berlin
- Forschungsprojekt zu Lichtverschmutzung am EUREF Campus Schöneberg
- Ultrasparsame LED-Straßenleuchte, die aktuell am KIT entwickelt wird (2019)
- Smarte Beleuchtung aus Adlershof (Portrait mit dem CEO dazu im Tagesspiegel)
- Forschungscluster Optik und Photonik Berlin-Brandenburg
- Kampagne Premium Light Pro
Veranstaltungen zum Schwerpunkt
Kongress Straßenbleuchtung 2020
Euroforum Deutschland GmbH
Die Welt wird zunehmend digital vernetzt – das gilt auch für die Straßenbeleuchtung. Auf dem Programm stehen Fachvorträge, Praxisbeispiele und Diskussionen. Ein Praxistag für Kommunen ist separat buchbar. ...
4./5.02.2020 (!)
Programm und Anmeldung
Webinar: Beleuchtung von Fußgängerüberwegen
TRILUX GmbH & Co. KG
Die Beleuchtung von Fußgängerüberwegen wird in unterschiedlichen Normen und Richtlinien beschrieben Im Webinar erfahren Sie, welche lichttechnischen Anforderungen und Vorgaben an die Beleuchtung von Fußgängerüberwegen bestehen und wie diese in der Planung richtig umgesetzt werden können ...
mehrere Termine
Programm
Smart City meets Smart Lighting – Von der Vision zur Anwendung
TRILUX GmbH & Co. KG
Das Thema Smart City ist in aller Munde, doch es gibt keine auf jede Stadt zutreffende Definition des Begriffs. In diesem Webinar erfahren Sie, was Smart City für die zukünftige Entwicklung der Städte bedeutet und erleben, wie Sie smartes Licht einfach planen, einfach einrichten und einfach bedienen können ...
ab 20.05.2019/ mehrere Termine
Programm und Anmeldung
Themenverwandte Projekte
Berlin schaltet die Lampen an
Auch im ersten Anlauf hatte die elektrische Straßenbeleuchtung in Berlin ziemlich schnell Fuß gefasst: Edison hatte seine Verbesserung der Glühbirne 1880 patentieren lassen. Die erste elektrische Straßenbeleuchtung Berlins wurde im September 1882 in der Leipziger Straße installiert. Damit war Berlin nach Nürnberg die zweite deutsche Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung. Ein Vorreiter war damals auch das Café Bauer an der Ecke Friedrichstraße. Als erstes Lokal war es bereits 1884 mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet.