Innovative Wärmewende in Neukölln
ERWEITERUNG DES KWK-ANLAGENPARKS UND INTEGRATION VON WÄRMESPEICHERN MIT PTH-MODULEN
Gebäudewärme macht rund ein Drittel des deutschen Endenergiebedarfs aus. Die Wärmewende ist also ein Riesenhebel für die Energiewende. Und sie findet lokal statt. Zum Beispiel in Neukölln. Wer mit Fernwärme heizt, ist Teil eines lokalen Wärmenetzwerkes, das als Ganzes immer umweltschonender wird, ohne dass der einzelne Wärmenutzer aktiv werden muss. Die EU sieht in grüner Fernwärme eine Schlüsseltechnologie für die ökologische Modernisierung Europas.
Seit mehr als einhundert Jahren ersetzt die Fernwärme des FHW Neukölln Einzelfeuerstellen im Bezirk. Derzeit wird die Wärme am Standort Weigandufer in Großkesseln und Blockheizkraftwerken (BHKW) erzeugt. Die BHKW erzeugen besonders effizient Wärme und Strom in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Der gekoppelte Erzeugungsprozess ermöglicht einen besonders hohen Nutzungsgrad der Brennstoffe.
Seit 2015 können Berlins größter Wärmespeicher und eine Power-to-Heat-Anlage Wärme noch effizienter, umweltfreundlicher und flexibler bereitstellen. Power-to-Heat ist eine sinnvolle Möglichkeit, Ökostrom zu nutzen, der sonst abgeregelt werden müsste. Ist überschüssiger Strom - zum Beispiel aus Windkraftanlagen - im Netz verfügbar, kann er zur Erzeugung umweltschonender Fernwärme eingesetzt werden. Dafür wird in einem Elektrodenkessel Wasser erhitzt und in das Fernwärmenetz eingespeist. Der Neuköllner Wärmespeicher umfasst 10.000 Kubikmeter Heizwasser. Das reicht aus, um 3.250 Haushalte einen frostigen Tag lang mit Wärme zu versorgen.
Im Jahr 2020 beschloss das Unternehmen einen klaren Transformationspfad für die nächsten fünf Jahre. Baubeginn ist im Herbst 2021. Für grüne Wärme im Süden Berlins investiert das FHW Neukölln 70 Millionen Euro. Im laufenden Betrieb ersetzt es bestehende Wärmeerzeugungsanlagen am Standort durch neue, umweltfreundlichere Anlagen und integriert verstärkt regenerative Energiequellen. Dazu gehören mehr flexible, hocheffiziente KWK, Power-to-Heat und ein zweiter Wärmespeicher. Die CO₂-Emissionen des FHW werden dadurch ab 2025 um 25.000 Tonnen pro Jahr gesenkt. Zudem ermutigt das FHW Neukölln lokale Unternehmen, in denen Verbrennungs- und Erhitzungsprozesse stattfinden, industrielle Abwärme ins lokale Fernwärmesystem einzuspeisen.
Die FHW-Fernwärme wird einen wichtigen Baustein zur lokalen Wärmewende leisten – und damit auch 55.000 Wohneinheiten, Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen. Immer mehr Menschen entscheiden sich im Süden Berlins für den Anschluss an das Fernwärmesystem. Das Leitungsnetz wächst jährlich um 2–4 Kilometer. Es reicht mittlerweile vom Landwehrkanal in Kreuzberg über die Grenzallee in Neukölln, Reuterkiez und Körnerpark bis an das Tempelhofer Feld in der Oderstraße.
Außerdem ist das FHW Neukölln einer von deutschlandweit fünf Standorten des von der Bundesregierung initiierten „Reallabor Großwärmepumpe“. Unter dem Dach des Fernwärmeverbandes AGFW erproben und erforscht das Unternehmen dabei die Integration dieser Technologie in Fernwärmesysteme gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und anderen Wärmeversorgern auf ihre Praxistauglichkeit.
FHW Neukölln AG
Weigandufer 49
12059 Berlin
Neukölln
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