Eine Kirche aus Holz und Lehm
Der Neubau der "Kapelle der Versöhnung"
Der Nachfolgebau der 1985 gesprengten Versöhnungskirche sollte der Symbolik des historischen Ortes an der Bernauer Straße gerecht werden, den theologischen Gedanken der Heilung und den ökologischen Gedanken der Ressourcenschonung zum Ausdruck bringen, sowie möglichst geringste Betriebs- und Unterhaltskosten nach sich ziehen.
Als sich 1997 die Gemeinde zum Neubau der 1894 errichteten und 1985 gesprengten Kirche entschloss, lies sie sich von mehreren Grundsätzen leiten:
- Die Überreste des Vorgängerbaus sollten darin einen neuen Platz finden,
- entsprechend der kleiner gewordenen Gemeinde sollte nur eine Kapelle entstehen,
- der Sakralbau sollte als Wegweiser in die Zukunft verstanden werden.
Das sollte für die Architektur, die Baustoffwahl und die Unterhaltskosten gelten.
Entstanden ist - als Bestandteil der „Gedenkstätte Berliner Mauer“ - eine einzigartige Architektur der Architekten Reitermann und Sassenroth mit festem Kern aus Stampflehm für den Gottesdienstraum und lichter Hülle aus Holzlamellen für den umlaufenden Wandelgang. Die Anordnung dieser Materialien dient auch der Klima-Regulierung. Auf den Einsatz von Heiztechnik wurde verzichtet.
In die Stampflehmwand sind Bruchstücke des Vorgängerbaus eingearbeitet, um so die Erinnerung wach zu halten. Gleichzeitig ist eine eigenwillige Form für die Raumbildung gefunden worden, die den Weg in die Möglichkeiten der Zukunft weist.
Seit der feierlichen Eröffnung im Jahr 2000 finden hier nicht nur ganzjährig Gemeindegottesdienste statt. Vielmehr ist es auch ein unverzichtbarer Ort des Gedenkens und des Innehaltens für viele Besucher aus aller Welt geworden.
Täglich um 12.00 Uhr wird zur Mittagsandacht eingeladen.
Die Kirchengemeinde hat mit diesem ersten Stampflehmbau nördlich der Alpen seit 150 Jahren Neues gewagt und zugleich Bewährtes in Erinnerung gerufen, unterstützt durch Lehmbauspezialisten wie den Österreicher Martin Rauch und den Berliner Ingenieur Christoph Ziegert. Im Ergebnis ist dieser Mut belohnt worden. Nach nunmehr 15 Jahren intensiver Nutzung lässt sich befriedigt feststellen, das die Erwartungen der Gemeinde an dieses Gebäude erfüllt worden sind.
Kapelle der Versöhnung
Bernauer Str. 4
10115 Berlin
Mitte
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