Glas-Hoffmann-Bauten – Zukunftsfähige Sanierung

Denkmalgerechte Sanierung einer 1950er Jahre-Siedlung

Die zur Sonne ausgerichteten Glasfassaden der Wohngebäude Hans Hoffmanns aus den 50er Jahren am Rande der UNESCO-Welterbesiedlung Schillerpark stehen für lichtdurchflutete Wohnungen, die für ihre Zeit eine neue Art des Wohnungsbaus darstellten.

Dieser transparente Charakter, die fein ausgearbeitete Fassaden- und Fensterprofilierung und der damit verbundene denkmalpflegerische Wert der Gebäude konnten trotz der deutlichen energetischen Verbesserungen ebenso wieder hergestellt werden wie das ursprüngliche energetische Konzept der Heizkörper an den Innenwänden der Räume.

Beim deutschen Bauherrenpreis 2013 wurde das Projekt mit dem Sonderpreis Denkmalschutz bedacht (Film).


Am Anfang jeder Planung bei Bestandsgebäuden gilt es, sich ausführlich mit dem Gebäude zu beschäftigen, um es in seiner Gestaltung und Konstruktion kennen zu lernen und die Potenziale für die anstehende Sanierung zu erfassen. Dabei ist jedes einzelne Bauteil zu betrachten und abzuwägen, in wieweit es Einfluss auf die konstruktive Substanz des Gebäudes sowie das aus Sicht der Denkmalpflege erhaltenswerte Erscheinungsbild hat und wie stark es zu einer energetischen Verbesserung nicht zuletzt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten beitragen kann. Im Sinne des Bauherrn und des Gebäudes ist es ratsam, eine Bilanz über die Wertigkeit der Bauteile zu erstellen (Denkmalpflege, Energie, Kosten ...). So hat sich bei den Bauten Hans Hoffmanns aus den späten 50er Jahren in der Pufferzone des UNESCO-Weltkulturerbes „Siedlung am Schillerpark“ beispielsweise gezeigt, dass der großzügige Dachüberstand die Verwitterung der mineralisch geputzten Fassaden und der Holzfenster deutlich abgeschwächt hat. Ebenso dienen die Blumenfenster neben ihrer großzügigen Verbindung von Wohn- und Außenraum als thermische und akustische Pufferzone.

Die Belange des Denkmalschutzes – größtmöglicher Erhalt der Denkmalsubstanz – mit den wirtschaftlichen Interessen des Bauherrn in Einklang zu bringen, konnte durch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und ein durch sie finanziertes integrales Forschungsprojekt „Denkmal und Energie – Nachkriegsmoderne“ erreicht werden. Dieses ermöglichte den Planungsbeteiligten wie der TU Dresden als wissenschaftliche Forschungseinrichtung, dem Architekten und Fachplaner Haustechnik, der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG als Bauherr sowie einem ausgewählten Klein- und Mittelständischen Handwerksunternehmen (KMU) die Entwicklung eines energetischen Gesamtkonzeptes für die denkmalgerechte Sanierung der 4-geschossigen Wohnungsbauten Hoffmanns mit ihren 112 Wohneinheiten. Ziel des genossenschaftlichen Bauherrn war es, unter Berücksichtigung der durch den Denkmalschutz vorgegebenen Randbedingungen die Gebäudesubstanz langfristig zu sichern, Unterhaltskosten zu minimieren und so die Mieter möglichst dauerhaft an die Siedlung zu binden.

In detaillierten Berechnungen und Computersimulationen der TU Dresden wurden zur Optimierung der Dämmmaßnahmen und –materialien an den Fassaden sowie insbesondere zum Umgang mit den für Hoffmann typischen begehbaren Blumenfenstern unterschiedliche Varianten zu Erhalt oder Abbruch untersucht. Auf diese Weise war es möglich, dem Bauherrn fundierte Argumente an die Hand zu geben, die den Erhalt dieser für den Denkmalcharakter der Gebäude immanent wichtigen Bauteile empfahlen. Ein weiteres Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchungen war die Beibehaltung der zentral in den Wohnungen angeordneten Heizkörperstandorte. Dadurch konnten die Eingriffe in das vorhandene Wohnumfeld der Mieter auf ein Minimum reduziert werden.

Die Blumenfenster wurden sinnfällig in das nach den gesetzlichen Vorgaben notwendige Lüftungskonzept einbezogen, bei dem über verdeckt angeordnete Schlitze im Außenelement des Blumenfensters frische Außenluft in den ca. 50 cm breiten Fensterzwischenraum einströmen und sich dort natürlich erwärmen kann. Über feuchtegeführte Zuluftelemente im Kämpfer über der Tür des inneren Blumenfensterelementes gelangt sie danach in den Wohnraum.

Alle durchgeführten Maßnahmen, wozu auch die vollständige Erneuerung aller Ver- und Entsorgungsleitungen zählt, trugen erheblich zur Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude bei. Der Primärenergiebedarf konnte nicht zuletzt durch die Umstellung der Gasetagenheizungen auf Fernwärme um ca. 80% reduziert werden. Mit ca. 54 kWh/m²a (vorher 310 kWh/m²a ) wurde damit die Anforderung der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) an ein vergleichbares Neubaugebäude erfüllt. Zur Zeit liegen noch keine Verbrauchswerte vor. Rechnerisch ist jedoch ebenfalls eine deutliche Verbesserung beim Endenergiebedarf von ca. 55% auf etwa 112 kWh/m²a zu verzeichnen. Der im Sinne der umweltpolitischen Zielsetzungen angestrebten Verminderung der CO2-Emissionen konnte mit einer Einsparung von ca. 55% auf ca. 157 t/a in erheblichem Umfang Rechnung getragen werden.

Für die Bewohner bedeutete die Sanierung neben der Anpassung des vorhandenen Standards an ein aktuelles Wohnausstattungsniveau eine Verbesserung der Wohnraumbelüftung und der äußerlichen Schallbelastung und eine Reduzierung ihrer monatlichen Betriebskosten um ca. 40% in Abhängigkeit ihrer jeweiligen Nutzergewohnheiten.

 

Projektpartner

Bauherr
Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG
Knobelsdorffstraße 96
14050 Berlin

Architekt
WINFRIED BRENNE ARCHITEKTEN
Rheinstraße 45
12161 Berlin

Tragwerksplanung
Jockwer & Partner
Ingenieurbüro für Statik und Baukonstruktion
Pfuelstraße 5
10997 Berlin

Haustechnik
Ingenieurbüro Kurth GmbH
Quellweg 20
13629 Berlin

Außenanlagen
Büro für Garten- und Landschaftsplanung
Klaus-Peter Hackenberg
Belziger Straße 25
10823 Berlin

Projektkoordinator Forschungsprojekt und Bauphysik
Technische Universität Dresden
Fakultät Bauingenieurwesen
Institut für Baukonstruktion
01062 Dresden

Fördermittelgeber
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
An der Bornau 2
49090 Osnabrück

Anschrift

Corker Straße 32a
13349 Berlin
Corker Straße 26, 28, 30, 32a-c, 34a-c, 13349 Berlin Holländerstraße 80-84, 13407 Berlin

Mitte

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Manuel Vitt
030 - 859 079 16
Manuel.Vitt@brenne-architekten.de

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